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Descent into Avernus ist eines der ersten Kampagnen-Bücher für die fünfte Edition von Dungeons and Dragons. Das Abenteuer rund um ein höllisches Setting und den tragischen Erzengel Zariel wurde schon 2019 veröffentlicht. In der Meinung vieler DnD-Fans gibt es daher inzwischen ausgereiftere Module (Curse of Strahd z.B.). In diesem Erfahrungsbericht erfahrt Ihr, warum das so ist.
Trotzdem steigen immer neue Spielergruppen nach Avernus in die erste Ebene der Hölle hinab, um Elturel zu retten. Elturel wird aufgrund eines Paktes in den Styx gezogen, da die Bewohner im blutigen Bloodwar zwischen Dämonen und Teufeln dienen sollen.
Hierfür ist der gefallene Engel Zariel verantwortlich. Zariel führt die Armeen der Teufel an und braucht frische Rekruten.
Die Spieler müssen erst Zariels Schwert finden, Verbündete sammeln und Monster bekämpfen, bevor sie stark genug sind, die Heerführerin der Hölle selbst zu konfrontieren und Elturel vor seinem schrecklichen Schicksal zu bewahren.
Ihre Quest beginnt in der legendären Stadt Baldur’s Gate. Die Spieler haben die Möglichkeit, die ikonische Stadt zu erkunden und kommen erst im späteren Teil der Kampagne nach Avernus.
Während Ihrer Reise erfahren die Spieler immer mehr über Zariel und Ihre Hellrider, und die Hintergründe hinter dem Bloodwar. All dies geschieht in einem höllischem Setting im Mad-Max-Style.
Ich selbst habe mit meiner Gruppe als Spieler zwei Jahre gebraucht, um die Kampagne abzuschließen und möchte meine Erfahrungen und Meinung zu dem Abenteuer teilen. An dieser Stelle eine Warnung: Es können sich im nachfolgenden Teil einige Spoiler befinden. Wer noch vorhat, das Modul selbst als PC zu spielen, sollte vielleicht einen unserer anderen Artikel lesen.
Descent into Avernus größter Pluspunkt: Das Setting
Avernus ist meiner Meinung nach eine dystopische Kampagne. Zumindest hat sie einen dunklen Unterton. Spielergruppen müssen sich hierauf einlassen und der Dungeon Master sollte sich extra Mühe geben, ein immersives Erlebnis zu bieten. Gerade die passende Musik kann hierfür ein mächtiges Werkzeug sein.
Ich liebe das Setting von Descent into Avernus! Es ist meiner Meinung nach die größte Stärke der Kampagne. Das Abenteuer startet im ikonischen Baldur’s Gate, welches Veteranen aus etlichen Abenteuern kennen. Das fand ich spannend, jedoch reizte mich er zweite Teil der Kampagne weitaus mehr: Die Hölle. Nachdem die Party Avernus betritt, beginnt das Abenteuer erst so richtig. Teufel und Dämonen sind überall am Kämpfen, der Seelenfluss Styx teilt eine rote dystopische Welt. Die Stadt Elturel wird von magischen Ketten in diesen Fluss gezogen. Überall auf der Map findet man spannende Orte und NPCs, die irgendwie in diesem Wasteland überleben müssen. Zudem können die Spielercharaktere mit mechanischen Kriegsmaschinen à la Mad Max durch die Gegend cruisen.
Alle diese Aspekte haben mich direkt eingefangen und haben das Abenteuer lebendig und cool gemacht. Ich habe definitiv vor, diesen Schauplatz in meinen zukünftigen Kampagnen einzubauen.
Gefallener Engel Zariel – ein spannender aber ferner BBEG
Star des Moduls ist Zariel selbst. Sie prangt auch auf dem Cover des Buches. Und die Geschichte von Zariel ist wirklich toll! Einst war sie ein Engel, wurde jedoch verraten und hat, nur um weiterhin Gutes zu tun, einen Pakt mit Asmodeus geschlossen, um als Teufel weiterzuleben und Dämonen zu bekämpfen. Das ganze Abenteuer sind die Spieler auf den Spuren von Zariel. Denn: Zariel ist bereit, Böses zu tun, um Ihren Krieg für das Gute zu gewinnen. Das Ziel rechtfertigt für sie die Mittel. Das macht sie gefährlich, vor allem für die unschuldige Stadt Elturel. Die Bewohner von Avernus fürchten ihren Zorn und man sieht sie auch am Ufer des Styx kämpfen. Und doch bleibt Zariel ein recht ferner Bösewicht (BBEG). Man sieht zwar Ihre Erinnerungen und bekommt durch den Hollyphant Lulu Einblicke in Zariels Leben vor dem Fall, aber man spricht erst im letzten Moment der Kampagne selbst mit ihr. So fehlt meiner Meinung nach eine persönliche Beziehung für einige Charaktere, sofern diese nicht aus Elturel kommen.
Zariel beherrscht mächtige Zauber, kann fliegen und teleportieren. Was ich gut fand, war, dass Zariel nicht automatisch der Endgegner des Buches ist. Es gibt mehrere Wege, wie die Spieler den Konflikt mit ihr lösen können, und es gibt unterschiedliche Endfights und Enden.
Zariel ist eine wütende Berserkerin, aber hat auch eine traurige und romantische Seite. So ist sie genau wie die Spieler in Avernus gefangen und ihr Äußeres wurde verändert. Fast alle Ihrer Verbündeten sind verstorben oder haben sie verraten. Diese Facetten machen Zariel zu einem Monster mit nachvollziehbaren und spannenden Charakter. Eine Art Monster bleibt sie jedoch trotzdem.
Die Descent into Avernus– Kampagne
Das Abenteuer hat mir und meiner Rollenspielgruppe gut gefallen. Es bietet eine spannende Geschichte, diverse Orte und interessante NPCs. Vor allem liefert sie einen guten Grund, gegen den BBEG in die Schlacht zu ziehen. Denn sie zieht eine Stadt voller Unschuldiger in den Styx.
Was mir an dem Buch gut gefallen hat, ist, dass die Spieler frei in Avernus herumfahren konnten. Außerdem mochte ich die Konsequenzen, die Spielercharaktere durch Ihren Aufenthalt in der Hölle und die erlebten Schrecken hatten. Einige Spielercharaktere waren verängstigt, andere depressiv oder verunstaltet. Das gab der Kampagne einen düsteren Unterton, der sehr gut getan hat. Es war von Beginn an klar, was das Ziel der Spieler ist, und wie sie es erreichen. Um Elturel zu retten, müssen die Spieler Zariel umstimmen, dafür brauchen sie Verbündete und das Schwert. Daher ist die Prämisse der Kampagne recht simpel und wir Spieler hatten stets eine Ahnung, was wir als Nächstes tun sollten.
Descent into Avernus schwächelt allerdings bei den Quests. Häufig sind es nur Aufträge an einen Ort zu gehen und mit bestimmten NPCs zu sprechen. Auch die Konfliktlösungen sind fast immer ein Kampf. Hier sind die neueren Module meist stärker. Quests sind diverser, es gibt mehr Rätsel und Rollenspielmöglichkeiten.
Letzte Tipps für Descent into Avernus
- Macht eine Session Zero, damit sich niemand bei irgendwelchen Inhalten unwohl fühlt.
- Baut alle düsteren Ideen ein, die ihr habt. Die Hölle ist grausam und tödlich und soll sich auch so anfühlen. Klaut aus euren Lieblingsfilme! Passt aber auf, dass ihr keine Grenzen überschreitet. Es gibt Dinge, die bei allem Horror in DnD nichts zu suchen haben.
- Habt keine Angst, Deals zu schließen oder vom moralisch korrekten Weg abzukommen. Avernus verändert die Charaktere. Kein Held kann unbeschadet durch so eine Erfahrung gehen.
- Atmosphäre ist wichtig.
- Für DMs: Gebt Zariel gerne mehr Screentime. Ist der Endboss präsent und haben die Spieler eine engere Beziehung zu ihr und ihrem Schicksal.
- Für DMs: Seid offen für Dinge, die nicht im Buch stehen. Wenn Spieler coole Ideen haben, lasst sie sie ausprobieren. DM zu sein bedeutet auch immer zu improvisieren.
Descent into Avernus – Mein Fazit
Descent into Avernus hat unsere Rollenspielgruppe zwei Jahre lang gut unterhalten und gefesselt. Die Geschichte um Zariel und den Bloodwar ist spannend und tragisch. Das Setting ist richtig geil. Für Spielergruppen, die gerne mal in die Hölle eintauchen wollen, vielleicht auch nach einem TPK, ist es eine tolle Kampagne, an der der DM auch noch einiges aufmotzen kann. Für Spieler, die das technisch beste DnD-Modul suchen, gibt es einige stärkere Kandidaten. Trotzdem kann ich das Erlebnis empfehlen und würde immer wieder in die Hölle tauchen, um den Bloodwar für immer zu verändern. Besonderer Dank gilt an dieser Stelle auch meinem DM Marcel, der sich zwei Jahre lang die Mühe gemacht hat, Sessions vorzubereiten und uns ein tolles Spielerlebnis zu bieten. Danke!
Falls ihr noch weiter Informationen braucht, dann lest auch Marcels Review zu Descent into Avernus. Er bewertet das Abenteuer aus Sicht des Dungeon Masters.
Wenn du jetzt auch Descent into Avernus für deinen Gruppe besorgen möchtest, findest du eine englische und eine deutsche Version.
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