Was ist der Matt-Mercer-Effect? Einfach erklärt

Der Matt-Mercer_effect beschreibt den Einfluss von Critical-Role-Star Matthew Mercer auf modernes Dungeons and Dragons.

Ich bewundere Matthew Mercer. Er ist, was Hobbyisten angeht, eines der großen Vorbilder für mich und viele andere. Matthew Mercer ist ein US-amerikanischer Schauspieler, Synchronsprecher und Rollenspielleiter. Er ist am bekanntesten für seine Arbeit als 🛒Dungeon Master in der Webserie Critical Role, in der er eine Gruppe von anderen Synchronsprechern durch eine Kampagne von Dungeons & Dragons führt. Critical Role ist der erfolgreichste DnD-Livestream seit 2015 und ist neben Stranger Things wohl einer der größten Faktoren für Hype um Pen-and-Paper-Spiele in den letzten Jahren. 

Als Dungeon Master bei Critical Role hat Matthew Mercer hier eine besondere Stellung. Er plant die Geschichte, konzipiert und beschreibt die Spielwelt rund um die Spieler und spielt Verbündete und Monster gleichermaßen. Es ist damit ein sehr zentraler Faktor des Erfolgs von Critical Role und man könnte ihn wohl als das Herzstück der Webserie bezeichnen.

Matthew Mercer oder Matt Mercer kann dabei auf jahrelanger Erfahrung im Rollenspiel zurückgreifen und ist zweifelsohne einer der besten Dungeon Master der Welt. Sein Worldbuilding, aber vor allem sein schauspielerisches Talent und seine Soundeffekte heben die Kampagne von Critical Role von anderen DnD-Runden ab. Ich persönlich finde ihn sehr, sehr gut und habe mir viel von seinem Spielstil abgeschaut. Matthew Mercer hat seine Welten auch als Bücher veröffentlicht: 🛒Tal’Dorei und 🛒Wildmount.

Trotzdem ist auch Matt Mercer nur menschlich: Er macht manchmal regeltechnische Fehler, oder er braucht lange, um seine Geschichte voranzubringen. Deshalb habe ich beispielsweise aufgehört, Critical Role zu verfolgen. Mir persönlich passiert in den vier Stunden pro Folge zu wenig. Andere Fans vergöttern Matthew Mercer jedoch. Sie kennen nur seinen Stil und lieben diesen. Aber hier beginnt der Matt-Mercer-Effect: Wenn Fans von Critical Role nur einen bestimmten Stil vom Dungeon Master fordern und kritisieren, wenn ihre eigenen DMs nicht so professionell sind Matthew selbst. Eine utopische Forderung. 

Das ist der Matt-Mercer-Effekt

Mercer ist dafür bekannt, dass er eine unglaublich immersive und detaillierte Darstellung von Rollenspiel bietet, die für viele Spieler und Spielleiter als Inspiration dient. Der Matt-Mercer-Effekt hat jedoch eine leicht negative Prägung, da durch Critical Role die Erwartungen von Fans an Dungeons and Dragons unverdient hoch sein können. 

Ich möchte präzisieren, dass der Matt-Mercer-Effekt an sich nicht notwendigerweise negativ sein muss. Vielmehr kann es jedoch negative Auswirkungen haben, wenn Spieler unrealistische Erwartungen an die Qualität und das Niveau des Rollenspiels haben oder wenn sie versuchen, die Darstellung von Mercer einfach zu kopieren, anstatt ihre eigenen einzigartigen Ideen und Stile zu entwickeln. Wenn Hobby-DMs unverdient kritisiert werden, weil ihr Worldbuilding, ihr Roleplay oder ihre Soundeffekte nicht so gut sind wie Mercers, dann ist das unfair und frustrierend. Fans von Critical Role sollten sich mit Forderungen und Ansprüchen zurückhalten und stattdessen ihre eigenen Runden so akzeptieren wie sie sind und für alle am Tisch zu einem guten Erlebnis machen. 

Ein weiterer möglicher negativer Effekt des Matt-Mercer-Effekts ist, dass er dazu führen kann, dass einige Spieler und Spielleiter sich übermäßig auf das Schauspiel und die theatralische Darstellung konzentrieren, anstatt sich auf die Regeln und das eigentliche Spiel zu konzentrieren. Dies kann dazu führen, dass die Gruppendynamik leidet und das Spiel weniger reibungslos verläuft. Unterschiedliche Spieler und Spielrunden wollen das Spiel eben unterschiedlich spielen. Manche Spieler lieben Combat, andere lange Dialoge. Mir wäre eine Runde wie Critical Role auch zu langsam. Daher ist es wichtig, dass Spielende untereinander kommunizieren, welche Erwartungen sie an das Spiel haben. Dann muss ein gemeinsamer Mittelweg gefunden werden.

Ein letzter wichtiger Punkt ist, dass der Matt-Merker-Effekt dazu führt, dass die Verantwortung für eine erfolgreiche Runde Dungeons and Dragons allein beim Dungeon Master liegt. Das ist Blödsinn. Die Spieler tragen genauso viel Verantwortung. Wenn Spieler nicht mitdenken, mitspielen, zuhören oder kreativ sind, kann auch der beste Dungeon Master der Welt nicht helfen. Matthew Mercer hat den Vorteil, dass er neben seinen eigenen Talenten auch noch professionelle Schauspieler am Tisch sitzen hat, die einmal die Woche dafür bezahlt werden, mitzuspielen. Die Unterschiede zu vielen Homegames könnten nicht deutlicher sein. Vergleiche bringen also wenig.

Matt-Mercer-Effect: Fazit

Es ist wichtig zu beachten, dass Rollenspiel ein kreativer Ausdruck ist und dass jeder Spieler und Spielleiter seine eigenen Vorlieben, Fähigkeiten und Stile hat. Zudem ist das Endergebnis von allen Teilnehmenden einer Rollenspielrunde abhängig und nicht nur vom DM. Also: Verehrt gerne Matthew Mercer, denn er hat es verdient. Aber verehrt auch eure eigenen Dungeon Master und arbeitet gemeinsam, damit Eure Dungeons-and-Dragons-Runde genauso erinnerungswürdig bleibt, wie Critical Role.

Matt schreibt übrigens selbst dazu auf reddit. “Leute. Entspannt euch. Euer DM ist super und macht das zu Eurem Vergnügen und für Eure Reise. Schätzt das, hört zu, baut mit ihnen zusammen und macht es zu etwas Einzigartigem. Vernachlässigt die Erwartungen und habt einfach Spaß zusammen als Freunde.“

Amen!


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3 Kommentare

  1. […] Erweckt in Zuschauern unrealistische Erwartungen an Dungeons and Dragons: Einer meiner Kritikpunkte an Critical Role ist, dass es unrealistische Erwartungen an das D&D-Spiel wecken kann. Die Spieler in der Show sind allesamt erfahrene Schauspieler und Improvisationskünstler, die ihre Charaktere meisterhaft verkörpern können. Matthew Mercer ist einer der besten DungeonMaster der Welt und bereitet sich jede Woche stundenlang auf die Sessions vor. Ihre Dialoge sind flüssig und humorvoll, und sie agieren in beeindruckend ausgestalteten Rollenspielwelten. Dies kann dazu führen, dass Zuschauer denken, dass jeder D&D-Spieltisch ähnlich sein sollte, was in der Realität oft nicht der Fall ist. Neue Spieler könnten enttäuscht sein, wenn ihre eigenen Rollenspielerfahrungen nicht so episch und perfekt inszeniert sind wie in Critical Role. Denn das, was Critical Role streamt, ist keinesfalls die durchschnittliche Erfahrung am Rollenspieltisch. Hier treffen sich nämlich normale Leute, keine Schauspieler und der Spielleiter hat selten die Zeit, die Erfahrung oder das Können von Matthew Mercer. Im Laufe der Zeit hat diese verzerrte Wahrnehmung sogar ihre eigene Vokabel bekommen: Der Matthew-Mercer-Effekt.  […]

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