Ist Critical Role overhyped?

Der Hype um Critical Role wirkt manchmal ... unkritisch

Bildquelle: Screenshot Youtube von Jonas Hammerich

Critical Role hat mich damals zu Dungeons and Dragons und zum Pen-and-Paper gebracht. Durch Zufall bin ich über einen Stream auf Twitch gestolpert und war schnell begeistert von dieser neuen magischen Welt, die sich mir auftat. Die Mischung aus Improtheater und Würfelspiel hat mich gefangen genommen. Besonders charmant waren aber auch Akteure von Critical Role, ihr Humor und ihr schauspielerisches Talent. Doch im Laufe der Jahre habe ich Critical Role immer weniger verfolgt. Doch warum ist das so? meine Gedanken dazu möchte ich im Folgenden zusammenfassen.

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Was ist Critical Role überhaupt?

Critical Role ist ein beliebtes Webshow-Format, das ursprünglich im März 2015 ins Leben gerufen wurde. Die Show zeigt eine Gruppe von professionellen Synchronsprechern, die jeden Donnerstag „Dungeons and Dragons“ spielen. Die Mitglieder der Gruppe Ashley Johnson, Travis Willingham, Laura Bailey, Liam O’Brien, Taliesin Jaffe, Marisha Ray, und Sam Riegel, schlüpfen in die Rollen ihrer DnD-Charaktere und tauchen in Abenteuer ein, die Matthew Mercer als DungeonMaster leitet.

Die Show ist bekannt für ihre hohe Qualität, das professionelle Rollenspiel, ihre engagierte und leidenschaftliche Fanbasis und hat maßgeblich zur Popularisierung von Dungeons and Dragons und dem Hobby des Rollenspiels beigetragen. Auf Twitch ist Critical Role beständig einer der meist abonnierten Kanäle. Während viele Zuschauer die Show lieben und sich von der Kreativität und den emotionellen Momenten mitreißen lassen, gibt es meiner Meinung nach Gründe, warum Critical Role inzwischen overhyped ist.

Darum ist Critical Role overhyped

  1. Erweckt in Zuschauern unrealistische Erwartungen an Dungeons and Dragons: Einer meiner Kritikpunkte an Critical Role ist, dass es unrealistische Erwartungen an das D&D-Spiel wecken kann. Die Spieler in der Show sind allesamt erfahrene Schauspieler und Improvisationskünstler, die ihre Charaktere meisterhaft verkörpern können. Matthew Mercer ist einer der besten DungeonMaster der Welt und bereitet sich jede Woche stundenlang auf die Sessions vor. Ihre Dialoge sind flüssig und humorvoll, und sie agieren in beeindruckend ausgestalteten Rollenspielwelten. Dies kann dazu führen, dass Zuschauer denken, dass jeder D&D-Spieltisch ähnlich sein sollte, was in der Realität oft nicht der Fall ist. Neue Spieler könnten enttäuscht sein, wenn ihre eigenen Rollenspielerfahrungen nicht so episch und perfekt inszeniert sind wie in Critical Role. Denn das, was Critical Role streamt, ist keinesfalls die durchschnittliche Erfahrung am Rollenspieltisch. Hier treffen sich nämlich normale Leute, keine Schauspieler und der Spielleiter hat selten die Zeit, die Erfahrung oder das Können von Matthew Mercer. Im Laufe der Zeit hat diese verzerrte Wahrnehmung sogar ihre eigene Vokabel bekommen: Der Matthew-Mercer-Effekt
  2. Episoden sind zu lang und die Story wird nicht schnell genug vorangetrieben: Eine weitere Kritik von mir bezieht sich auf die Länge der Episoden von Critical Role. Die Show wird oft live gestreamt oder als Video-on-Demand verfügbar gemacht, und jede Sitzung kann bis zu 5 Stunden dauern. Dies kann für manche Zuschauer eine Hürde darstellen, da sie möglicherweise nicht genug Zeit haben, um die Episoden in ihrer Gesamtheit anzuschauen. Ich persönlich habe soviel Zeit nicht in der Woche für eine einzelne Show. Außerdem bin ich der Meinung, dass die Story in der Show oft nur langsam voranschreitet, da die Schauspieler viel Zeit für soziale Interaktionen und Charakterentwicklungen aufwenden. Dies ist für Zuschauer, die eine rasante und actionreiche Handlungerhoffen, frustrierend. 5-Stunden-Folgen in denen nicht mehr passiert, als Charaktere, die in der Taverne zusammensitzen, brauche ich nicht. Die bräuchte ich auch in meinen Spielrunden nicht, denn dann würden mir auch die Spieler weglaufen. 
  3. Inzwischen ist Critical Role zu kommerzialisiert: Was ursprünglich als einfache D&D-Runde unter Freunden begann, hat sich zu einem regelrechten Medienimperium entwickelt. Critical Role hat eine Vielzahl von Merchandise-Produkten wie T-Shirts, Actionfiguren, Würfeln und mehr auf den Markt gebracht. Darüber hinaus wurde die Show in Partnerschaft mit verschiedenen Unternehmen erweitert, darunter eine eigene TV-Serie, Bücher und Comics. Kritiker werfen der Produktion zurecht vor, dass sie mittlerweile zu kommerziell ausgerichtet ist und ihren ursprünglichen Charme verloren hat. Zumal einiger der Produkte, wie das Critical-Role-Buch “Kith and Kin” sehr schlechte Kritiken bekommen. Bücher über die Welt und die Charaktere von CR lese ich gerne, aber nicht, wenn sie von namenlosen Ghostwritern ohne Leidenschaft oder Können geschrieben werden. Dies fühlt sich nach herzloser Profitmacherei an.
  4. Toxische Fan-Kultur: Leider hat die Popularität von Critical Role auch zu einer toxischen Fan-Kultur geführt. Im Fandom gibt es immer wieder Anfeindungen zwischen verschiedenen Gruppen von Fans. Die hardcore Critter übertreiben es meiner Meinung nach häufig. Jedes Merch-Produkt der Serie muss gekauft werden und jede Kritik an der Show oder den Schauspielern wird niedergeschrien. Bei einer Community, die von sich behauptet tolerant und offen zu sein, ist dies scheinheilig. Die Erwartungshaltung der Fans kann auch übermäßig kritisch und überfordernd sein, was zu unnötigem Druck und Stress für die Beteiligten führt. Beispielsweise mussten in der Vergangenheit gesponsorte Inhalte, wie ein Oneshot für den Burgerladen Wendys offline genommen werden, weil die Fans Wendys als Feind der LGBTQIA+-Szene sahen. Das eingenommene Geld wurde gespendet. Früher ist die Critical Role meiner Meinung nach mehr Risiken eingegangen und hat sich nicht so aalglatt angefühlt. 

    Außerdem haben die Schauspieler öffentlich über Belästigung und Mobbing berichtet, ausgehend von Fans, die ihre eigenen Vorstellungen darüber hatten, wie die Charaktere und Geschichten aussehen sollten. Gerade Marisha Ray wurde häufig für ihren Spielstil kritisiert und Matt Mercer muss sich quasi für jede seiner Regelauslegungen verteidigen. Für eine Serie, die den Geist der heimischen DnD-Runde einfangen möchte, ist dies eine große Bürde, die den Spaß und die Spontanität aus den Runden saugt. Es gibt viele tolle Critter, die ihre Show genießen, Ihre Idole supporten oder sogar Fanart anfertigen, doch leider gibt es auch eine laute Minderheit, die den Slogan „Don’t forget to love each other“ zu einer inhaltslosen Floskel werden lässt.

Critical Role Hype: Mein Fazit

Obwohl Critical Role zweifellos dazu beigetragen hat, Dungeons and Dragons und Rollenspiele einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und viele Menschen zu inspiriert, ist es wichtig, dass wir die Show nicht überhöhen oder zu unrealistischen Standards verpflichten. Es bleibt eine unterhaltsame und einzigartige Erfahrung für diejenigen, die das Rollenspiel genießen, aber es ist auch wichtig, zu akzeptieren, dass nicht jede D&D-Runde so episch und perfekt inszeniert sein muss wie in der Show. Ebenso sollten wir respektvoll mit den Schauspielern und ihrer Zeit umgehen, ohne toxische Erwartungen oder Verhaltensweisen zu fördern. Ich werde die Entwicklung der Show weiterhin verfolgen, denn sie hat viel für unser Hobby getan. Auch relevante Highlights werde ich mir wahrscheinlich auf Youtube anschauen. Zu den hardcore Crittern zähle mich aber nicht. Nicht mehr. Und auch neue und alte Folgen werde ich mir wahrscheinlich nicht mehr zur Gänze angucken. Trotzdem ist mir an dieser Stelle wichtig, dass ich niemanden dafür verurteile, vollen Herzens Critical Role zu lieben. Achtet nur bitte darauf, andere Fans und die Akteure zu respektieren. Ein letzter Hinweis: Wer ähnlich fühlt wie ich, findet seine Community vielleicht eher auf /r/fansofcriticalrole/ anstatt auf /r/criticalrole/.

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