Mitte Dezember ist ein Entwurf der neuen Dungeons & Dragons Open Gaming License geleakt worden, welcher in der Pen-and-Paper-Community jetzt für Aufruhr sorgt.
Die Journalistin Linda Codega hat eine inoffizielle Version vor Veröffentlichung erhalten und darüber berichtet, was sich an der Lizenz verändern wird.
Die Open Gaming License (OGL) definiert, unter welchen Umständen Inhalte von DnD von Drittanbietern genutzt werden dürfen. Laut den durchgesickerten Informationen sollen diese Umstände in der neuen Version nun deutlich strikter definiert werden. Zudem sollen Drittanbieter, die mithilfe der DnD-Lizenz Geld verdienen, ihre Produkte und dazugehörige Einkommen an Wizards of th Coast melden müssen und sogar einen Abschlag an Wizards zahlen.
Wir erklären Euch heute, was das für die Rollenspiel-Szene bedeutet und wer darunter leiden könnte. Es sollte an dieser Stelle nochmal angemerkt werden, dass die neue Version der OGL keineswegs final ist und noch nicht veröffentlicht wurde. Final urteilen kann man also erst, wenn das fertige Dokument veröffentlicht wurde und das wird noch eine Weile dauern.
Das ist die Dungeons & Dragons Open Gaming License
Die ursprüngliche DnD OGL findet ihr hier. Sie wurde 2002 erstmals veröffentlicht und ist ein relativ kurzes Dokument, welches den Umgang von Dungeons-and-Dragons-Inhalten durch Dritte regelt. Dieses Dokument hat es einer Vielzahl externen Designern, Verlegern und Kreativen ermöglicht, neue Produkte für DnD zu entwickeln. Beispiele sind viele Inhalte auf DMsGuild, die von anderen Menschen als Wizards geschrieben wurden, aber das D&D-Grundgerüst nutzen. Es gibt allerdings auch große, profitable Projekte wie die Bücher von Critical Role oder tolle Kickstarter-Projekte wie Humblewood oder Drakkenheim, die aufgrund der Open Gaming License veröffentlicht werden konnten. In der Tat ist die Flut an Homebrew-Content für DnD eine Konkurrenz für die eigenen Bücher von Wizards of the Coast, allerdings hat sie auch enorm dabei geholfen,dass DnD gewachsen ist und so groß und erfolgreich geworden ist. Heute ist DnD das größte und bekannteste Pen-and-Paper-System der Welt. Zum Teil eben wegen dieser Fans und Kreativen.
Dungeons & Dragons Open Gaming License 1.1: Das ändert sich
Im Jahr 2022 kündigte Wizards dann an, die OGL updaten zu wollen. Die neue DnD OGL 1.1 soll über 9.000 Wörter lang sein. Sie geht auf neue Technologien wie Blockchain und NFTs ein und nimmt eine klare Haltung gegen diskriminierende Inhalte ein. Das ist gut!
Allerdings spricht sie der alten OGL ihre Gültigkeit ab. Viele Verlage und Creator werden ihre Produkte und überarbeiten müssen, um den Anforderungen der neuen OGL gerecht zu werden. Ebenfalls spannend ist die neue Regelung bezüglich Lizenzgebühren: Zwar müssen kleinere Urheber zunächst keine Gebühren an Wizards zahlen, aber sobald sie mit einem DnD-Produkt mehr als 750.000 $ verdienen, schon. Die Gebühren sollen in einer Höhe von 5% der Einkünfte anfallen.
Die aktualisierte Lizenz soll die Erstellung von Rollenspielen und DnD-Erweiterungen in gedruckten Medien und statischen elektronischen Dateiformaten erlauben. Sie soll jedoch die Nutzung von DnD-Content für Videos, virtuelle Tabletops oder VTT-Kampagnen, Computerspiele, Romane, Apps, Grafikromane, Musik verbieten, sofern diese nicht von Wizards autorisiert wurden. Außerdem müssen alle Urheber klar und deutlich zwischen „ihren Inhalten“ und „lizenzierten Inhalten“ unterscheiden, sodass es für Käufer klar erkennbar ist, dass es sich nicht um ein offizielles Produkt von Wizards of the Coast handelt.
Fan-Inhalte darf es aber noch geben. Dazu gehören freie Inhalte: Fankunst, Videos, Podcasts, Blogs, Webseiten, Streaming-Inhalte, Tattoos, usw.. Dice-Scroller darf es also auch in Zukunft noch geben.
WotC erhält außerdem das Recht, alle fremden Inhalte, welche die DnD-Lizenz nutzen, zu verwenden. Egal ob kommerziell oder nichtkommerziell. Zwar soll so das Urheberrecht von Dritten nicht verletzt werden, es werden trotzdem Fragen aufgeworfen, wie das funktionieren soll.
Die DnD OGL 1.1 soll schon am 13. Januar 2023 in Kraft treten.
Was die Dungeons & Dragons Open Gaming License 1.1 bedeutet
Der Aufschrei in der Community war groß, dass Wizards nach 20 Jahren die Gaming-Lizenz beschränkt.
Für viele von uns wird sich nicht viel ändern. Jedoch wird das Update für viele Urheber und Verlage ein Schuss vor den Bug sein. Wizards verringert den Anreiz, große DnD-Projekte auf den Weg zu bringen, wenn man daran weniger verdient und wenn man keine alleinigen Nutzungsrechte mehr an seinen Produkten hat.
Ich kann verstehen, dass Wizards of the Coast den Wildwuchs an DnD-Content eingrenzen möchte. Zudem ist Wizards ein Unternehmen, welches erste Aufgabe darin besteht, Profit zu machen. Zur Zeit sehen sie Umsätze, die aus ihrer Lizenz entstehen, in die Taschen von Dritten wandern. Allerdings hat genau diese offene Politik Dungeons and Dragons so groß und beliebt gemacht. Es besteht eindeutig die Gefahr, die eigenen Fans und Kunden zu vergraulen.
Zudem liegt es in der Natur der von Pen-and-Paper sich Sachen auszudenken und Eigenes zu schaffen. Viele dieser Urheberrechtsverletzungen entstehen aus spaßigen DnD-Ideen und bieten tolle Erweiterungen des bestehenden DnD-Universums.
Es wird sich zeigen, ob dieser Move für Dungeons and Dragons der Richtige war.
Meine Quellen:
Dungeons & Dragons’ New License Tightens Its Grip on Competition
Dungeons and Dragons: Leaked OGL Reveals Plans for Homebrew in One D&D
D&D’s stricter licensing rules might impact some beloved RPGs
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